Berlin [Mietke-Cembalo]
Baroque
Im Rahmen der regionalgeschichtlichen Forschung stießen die Wissenschaftler des Projekts Elisabeth-Musiquen im Berliner Schloß Charlottenburg auf ein historisches Cembalo, als dessen Erbauer der bekannte Berliner Cembalobauer Michael Mietke (1671 - 1729) gilt. Das um 1700 entstandene einmanualige Instrument wurde von Königin Sophie Charlotte oft selbst gespielt und vermutlich auch bei der Aufführung der Oper "La fede ne'tradimenti" im Sommer 1701 verwendet. Es vereint den Einfluß italienischer Cembalobaukunst mit einem starken Eigencharakter in der Bauform. Der Instrumentenkörper beispielsweise ist relativ lang und könnte dem Cembalo einen besonders warmen Klang verliehen haben.
Hörbeispiel
Das Instrument wurde von den Mitarbeitern des Projekts Elisabeth-Musiquen an seinem Standort im Schloß neu vermessen. Mit Hilfe der ermittelten Daten konnten Baupläne für einen Neubau nach dem Vorbild dieses außergewöhnlichen Cembalos erstellt werden. Der Klang des nachgebauten Instrumentes dürfte dem des Originals sehr nahe kommen. Der auf hohem kunsthandwerklichem Niveau erstellte Neubau gleicht in seiner baulichen Erscheinung dem aufwendig verzierten Original. Die Bestückung der Springer mit Vogelfederkielen verleiht dem Instrument einen kräftigen, warmen und obertönigen Klang. Es ist durch die günstige Hebelwirkung der Tasten besonders differenziert zu spielen und ermöglicht große artikulatorische Gestaltungsfreiheit.
Offenbar schätzte auch J. S. Bach die Arbeiten Michael Mietkes in Berlin. Während seiner Tätigkeit als Kapellmeister am Köthener Hof soll er Instrumente bei dem renommierten Cembalobauer bestellt haben. Unbelegt bleibt die Vermutung, er sei dazu im Jahre 1718 persönlich nach Berlin gereist und habe auf dem Mietke-Cembalo im Schloß Charlottenburg gespielt.
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[Muschel]
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